Ich glaube jeder von uns hatte in den letzten zwölf Monaten immer wieder Begegnungen und Diskussionen mit Menschen die anders über Corona dachten als wir selbst. Ganz egal wie dieses „anders“ aussieht, so hat es doch die Gemüter erhitzt und auf beiden Seiten zu viel Unverständnis, Kopfschütteln wenn nicht einer kompletten Ablehnung oder gar verbalen Wutausbrüchen geführt.
Die Frage die sich daher stellt ist, wie will ich in der Familie oder Freundeskreis eine schwierige Diskussionen führen und gestalten, so dass sich alle später noch respektvoll begegnen können.
Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist es die Bedürfnisse aller zu würdigen ohne sich selbst zu verleugnen und auch seine eigene Position aussprechen zu dürfen.
Ein paar Tipps möchte ich hier gerne teilen:
1. Tipp: Die Selbstklärung (im stillen Kämmerlein)
Klären Sie für sich vorab um was es Ihnen bei dem Thema wirklich geht. Z.B. geht es Ihnen um Sicherheit und Respekt für ältere oder schwächere Mitglieder in der Gesellschaft.
Oder geht es Ihnen vielleicht um Freiheit und Autonomie, selbst zu entscheiden welche Massnahmen sie umsetzen möchten und welche nicht.
Spüren Sie in sich hinein und finden Sie heraus welches Gefühl präsent ist. Sind Sie angespannt, frustriert, hilflos oder unsicher.
Äussern Sie in der Diskussion Gefühle und Bedürfnisse können Sie von anderen Menschen WIRKLICH gehört werden und die Chancen steigen immens, dass Ihre Position respektiert und verstanden wird.
2. Tipp: Das empathische Hören
Hier höre ich meinem Gegenüber zu und zwar nicht mit der Absicht zu antworten – was wir normalerweise tun – sondern mit der Intention zu verstehen. Um dem anderen eine Rückmeldung zu geben, dass wir wirklich seine Position verstanden haben wiederholen wir zuerst in unseren Worten was wir von ihm gehört haben und fügen dann noch ein Gefühl und ein Bedürfnis hinzu das wir wahrgenommen haben. Das könnte sich ungefähr so anhören: “Wenn du über die sinnlosen Massnahmen der Regierung sprichst auch in der Öffentlichkeit eine Maskenpflicht einzuführen bist du genervt und wütend, weil du dir wünscht dass solche drastischen Massnahmen erst eingeführt werden wenn sicher bewiesen ist, dass sie auch tatsächlich dazu beitragen die Verbreitung des Virus einzudämmen.“
Wie gesagt: Ziel ist es dass sich unser Gegenüber wirklich von mir in allen Facetten verstanden fühlt. Ich selbst muss nicht zwingend damit einverstanden sein was der andere sagt.
3. Tipp: So bringe ich meinen Standpunkt in die Diskussion ein
Habe ich den anderen „empathisch gehört“ (Tipp 2) kann ich meine eigene Meinung unter Nennung von einem Gefühl und Bedürfnis (Tipp 1) aussprechen.
Um deutlich zu machen, dass meine Position genauso wichtig ist wie seine und wir uns auf Augenhöhe austauschen leite ich mein Argument mit ….. und gleichzeitig ein.
Das könnte sich folgendermassen anhören:
„Ich habe verstanden, dass du momentan ziemlich genervt bist von den Massnahmen, weil es deine persönliche Freiheit einschränkt und du sicher sein möchtest dass die Massnahmen auch einen Effekt haben bevor du eine Maske aufziehst. Gleichzeitig mache ich mir echte Sorgen um Menschen mit schwachem Immunsystem und möchte, dass sie vom Staat geschützt werden und wünsch mir da von allen Menschen in der Gesellschaft Verständnis und Respekt. Wie geht es dir wenn du das so von mir hörst?
Probieren Sie diese „etwas andere“ Vorgehensweise bei Diskussionen aus. Achten Sie darauf Gefühle und Bedürfnisse zu benennen und hören Sie zu um zu verstehen. Sie werden bemerken, dass Diskussionen eine andere Wendung nehmen. Viel Vergnügen dabei J
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Jim C. (Mittwoch, 27 Januar 2021 21:48)
Hey Susanne, gute Artikel! Ich kann durch die Beispiele gut verstehen, wie diese Methode funktioniert und werde sie ausprobieren.